Zentralkomitee der Dezentralisierung
26.10.02
Björn, Chrisi, Bartosz
Simon-Dach-Str. 25
Freunde!
Es ist mal wieder an der Zeit den Tatsachen
ins Auge zu sehen. simon.roof.inc. beginnt den Feldzug der Dezenralisierung.
Wir haben ein Hektar Land in der Tokioter Innenstadt erworben und fangen
bald an, es zu bestellen. Geplant ist vor allem Bio-Hanf für den zentralafrikanischen
Markt. Mit dieser revolutionären Praxis hoffen wir dem Kapitalismus
engültig den Riegel vorzuschieben. Aber vorher wollen wir Euch noch
Tschüss sagen.
Kommt doch bitte am Samstag, dem 26 Oktober,
zum fröhlichen Händeschütteln und Tanzbeinschwingen zum letzten mal
in die Simon-Dach-Str. 25.
Sehen Uns.
ZK der Dezentralisierung
Björn, Chrisi, Bartosz
Zentralkomitee der Befreiungsanstrengungen
der simon.roof.inc
Björn, Bartosz, Chrisi
noch Simon-Dach-Str. 25
FRIEDRICHSHAIN
Freunde!
Zur Lage der Dinge:
Das Wirken der wahren Wissenschaft
ist geprägt vom ständigen Wandel der Umstände, vom steten Wechsel der
Paradigmen. Daraus folgt die Notwendigkeit zu lernen: frühere Erkenntnisse
sind zu relativieren, neue kritisch zu begutachten. Im besten Fall geschieht
dies öffentlich, gelegentlich kann es auch bei einer Pilsette im Park
passieren ein Eingeständnis der Fehleinschätzung ist in jedem Fall
dienlich. Vor rund eineinhalb Jahren, im Überschwang unseres jugendlichen
Ehrgeizes, proklamierten wir den Notstand im Prenzlauer Berg: Damals,
so schien es, würde sich das Gebiet der fichtenholzgetäfelten Bars mit
zahlenverliebten Namen wie „3“, „die vier“ oder „103“ nur auf die höchste
Erhebung Berlins beschränken und die Niederungen des Friedrichshains
vorerst nicht erreichen. Wir riefen auf zu Solidaritätsveranstaltungen
für den Prenzlauer Berg, gegen den fettarmen Cappuccino zu 3, 90 Euro
und gegen Busladungen von Touristen in den Strassen unserer Freunde.
Nun aber müssen wir das Eingeständnis
machen: Auch bei uns ist es soweit. Die Gentrification des Boxhagener
Kiezes hat teilweise schon die vierte und damit finale Phase erreicht
(vgl. Friedrichs in: Häußermann 2000): Das Image des Viertels ist nunmehr
geprägt von Boutiquen mit esoterischem Kram und Armleuchtern zu für
studentische Haushaltskassen unbezahlbaren Preisen, Kneipen mit Brechreiz
erzeugenden Namen wie „Euphoria“ oder "Kültürzeit"
in welchen - und besonders bedauerlich: vor welchen - streng angeordnet
fast ausschliesslich Vollspacken abhängen. Schlimmer noch: Für
Bewohner des Erdgeschosses wird das Licht des Himmels nunmehr unerreichbar,
da große Busse mit Klimaanlage, WC und Videounterhaltung seit geraumer
Zeit größere Mengen an nicht hochdeutsch sprechenden Gruppen vor den
Fenstern abladen, die sich dann gemüßigt sehen, die Wohnlage von Erdgeschossbewohnern
mit der eines Containers zu vergleichen, der hier nicht näher beschrieben
werden soll. Aus den Friseursalons zu Fliessbandpreisen dröhnt Fliessbandmusik,
Fichtenholzlieferanten gedenken, bald eine Dependance in der Simon-Dach-Strasse
aufzumachen, da die Kneipen hier auch nur noch die „helle, erfrischende
und einfach peppige“ Farbe bevorzugen. Betrunkene sind meist nur noch
die besser verdienenden Studenten und Singles aus fernen Stadtgebieten
oder gar aus anderen Städten, die die Gegend ja als so „frisch und endlich
hübsch renoviert“ beschreiben. Der vorerst schmerzlichste Schlag:
Inzwischen wird dieser Kiez auch gemeinhin als Ballermann-Kiez bezeichnet,
so geschehen im "Flyer" August 2002 oder so. Es ist ein Kreuz...
Daraus kann nur eine Konsequenz resultieren:
Wir müssen hier raus, es ist die Hölle, wir leben... Ihr wisst
schon...
Ein bekannter Nebeneffekt der Gentrification
ist die zunehmende Individualisierung. Um diesen Entsolidarisierungstendenzen
wirksam entgegenzutreten, und nicht einfach die Augen vor ihnen zu verschliessen
(so geschehen am 24. August in Immensen, Sachsen-Anhalt), ist eine neue
Gesamtstrategie unausweichlich. Die Dezentralisierung unserer Ressourcen
erscheint uns von allen die wirksamste zu sein. Die Spaltung unserer
Kräfte erfordert daher nunmehr nicht eine sondern gar zwei Wohnungen
mit folgenden krassen Features: 2 Zimmer, Küche, Bad / 1 Zimmer,
Küche, Bad gerne in 36 oder Nordneukölln (ungern in Spandau
oder Köpenick).
Deshalb: Habt Mitleid mit Gentrificationvictims!
(Es könnte auch Euch treffen, schneller als Ihr denkt...) Helft
uns! Besorgt uns zwei neue Wohnungen!
ZK der Befreiungsanstrengungen der
simon.roof.inc
Björn, Chrisi, Bartosz
P.S.: Falls Ihr jemanden kennt, der darauf
brennt, im Ballermann-Kiez aufzugehen - je schneller wir eine Wohnung
finden, desto schneller wird hier eine frei. In "bester" Lage
und zu tatsächlich günstigen Konditionen. Mehr Infos unter
sekretariat@simon-roof.org.
Zentralkomitee der START-UP PARTY SIMON.ROOF.INC
3.MAI
Björn, Bartosz, Chrisi
Simon-Dach-Str.25
FRIEDRICHSHAIN
Freunde!
In Zeiten, in denen der Milchkaffee in
Prenzlauer Berg immer noch 3,90 € (7,89 DM) kostet - es sei auf empirische
Untersuchungen aus dem April 2001 hingewiesen -, sind neue Ideen gefragt.
Brauchen wir den Milchkaffee grundsätzlich oder langt ein Latte Macchiato
für die Durchsetzung politischer oder polnischer Ziele? Im Zeichen des
Niedergangs des Neuen Marktes fragen wir uns des Weiteren: Stirbt der
Kapitalismus von selbst oder müssen wir nachhelfen? Zu diesem Zwecke
sind Innovationen höchsten Grades mehr denn je von Nöten.
Angesichts der schwindenden Hipness des
Privateigentums (Klein 2000, Negri/Hardt 2002, zur vertiefenden Lektüre
empfehlen wir Rifkin 2000) setzen wir auf die Arschkarte. Zu diesem
Zwecke und auch zu anderen präsentieren wir die Ausweitung der Kampfzone
auf den Neuesten Markt, den es am 3. Mai zu gründen gilt. Mit unserer
Gesellschaft für Zellen-, Vettern- und Spendenwirtschaft simon.roof.inc.
lancieren wir die sexiesten Formen nicht-monetärer Kapitalakkumulation.
Wir würden uns freuen, Euch bei diesem
Schwachsinn begrüßen zu dürfen. Leider müssen wir davon ausgehen, daß
sich der Stargast vergangener Feste, Thomas Borer nicht die Ehre geben
darf und hoffen umso mehr auf Eure glamouröse Präsenz. Um entsprechende
Kleidung wird gebeten.
ZK der START-UP PARTY SIMON.ROOF.INC
Björn, Bartosz, Chrisi
kommuniqué III (30.04.01)
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Zentralkomitee der SOLIPARTY FÜR DEN
PRENZLAUER BERG
5.MAI
Björn, Bartosz, Chrisi
Simon-Dach-Str.25
FRIEDRICHSHAIN
Freunde!
Die Zeit drängt. Identität ist in unseren
Zeiten immer schwieriger zu definieren. Dies trifft vor allem diejenigen
unter uns, bei denen der wichtige geographische Teil der Identität wegfällt
bzw. schwer auszumachen ist. Worum geht es konkret?
Der Prenzlauer Berg, vom Großbezirk
Pankow okkupiertes Viertel Berlins, ist zunehmend Zielscheibe unqualifizierter
Anfeindungen von Bewohnern anderer Viertel Berlins. Tatsache ist, daß
das ZK der Soli-Party Prenzlberg täglich neue Schauernachrichten aus
dem Problembezirk Prenzlauer Berg bekommt. Es erreichen uns nicht nur
Hinweise, daß Verkehrswege in den Bezirk hinein zunehmend schwieriger
zu bewältigen sind (es sei darauf hingewiesen, daß die Steigung zum
P'berg hinauf rund 15% beträgt und täglich größer wird), sondern auch
schlimmeres. Massen von Touristen überströmen jeden Tag die einst so
idyllischen Straßen des LSD-Viertels, von der Romantik eines nicht-sanierten
Altbaus ist nichts mehr zu spüren, statt dessen nur die Dynamik der
dot-com-Ökonomie (in der andauernden Diskussion um den Namen des neuen
Großbezirkes wurde bereits der Name P.berg.com vorgeschlagen).
Daß Identitätsprobleme bei einst aus
Kostengründen in den romantischen Künstlerbezirk Prenzlauer Berg gezogenen
Menschen auftreten, kann niemanden mehr verwundern: Kein Tag vergeht,
ohne daß sich Bewohner des P'bergs nicht fragen, wie lang der antike
Name ihres Bezirkes noch in Stadtführern unter dem Hinweis Szene-Bezirk
auftaucht. Kein Tag vergeht, ohne daß gestern noch alternative Bewohner
des Künstlerviertels merken, daß das Establishment auch bei ihnen Einzug
gehalten hat und der Milchkaffee 7,80 DM kostet.
Wir sagen: GENUG! Zeigen wir Solidarität
mit unseren armen eingemeindeten FreundInnen! Sammeln wir Geld für den
Milchkaffee der umzugsunwilligen Prenzlberger! Schaffen wir Freiräume,
in denen identitätsgestörte Prenzlberger, nicht wegen ihrer Herkunft
angefeindet werden! Seien wir nett zu ihnen!
Unsere Soli-Party soll den ersten Schritt
in diese Richtung wagen. Wir wollen die Reste der Prenzelberger Identität,
sofern noch vorhanden, stärken und ausbauen helfen. Hier können wir
mit einem enormen Erfahrungsschatz aus dem Unabhängigkeitskampf der
Friedrichshainer dienen. Neben einem Raum für Musiktherapie werden wir
demnach auch ein Gesprächsforum "So war der Prenzlauer Berg früher"
anbieten samt einer Nostalgie-Foto-Ausstellung. Angefragt ist aus aktuellem
Anlass auch ein Gastredner zum Thema: "1. Mai im Prenzlauer Berg - ein
Rückblick".
Wir hoffen auf zahlreiche Besucher -
Hoch die interbezirkliche Solidarität!
Das ZK der Soli-Party Prenzlauer Berg
Björn, Bartosz, Chrisi.
KEINER IST GEMEINER
ALS DER FRIEDRICHSHAINER!